6 Tipps für professionelle HipHop- und Rap-Beats


6 Tipps um professionelle HipHop- und Rap-Beats zu produzieren - www.jensmichaelis.com

Rap-Beats produzieren - geile Sache! Ist ja recht einfach: ein paar Drumsounds programmieren (oder noch besser: einen fertigen Loop nehmen), ein bisschen Instrumente oder Samples dazu und natürlich ein fetter Bass, fertig. Tatsächlich kann man sich so recht schnell einen „Rap-Beat“ zusammenbauen. Wenn Ihr aber professionelle Beats produzieren und damit Geld verdienen wollt, wird das ganze etwas ausgefuchster.

 

Im Folgenden 6 Tipps für Rap- und HipHop-Beats, mit denen Ihr Euch von der Masse der Hobby-Produzenten absetzt:

1. Findet Euren eigenen Style

Fertige HipHop-Loops und Sample-Libraries sind heute für jeden leicht zugänglich. Und jede DAW beinhaltet inzwischen auch tonnenweise Loops zu den verschiedenen Musikgenres. Gleiches gilt für Software-Sampler und -Synthies. Wir werden geradezu überschwemmt mit Sounds. Das macht die Drumsound- und Sample-Auswahl x-beliebig. Und somit klingt auch oft das Endergebnis x-beliebig. Mein Tipp: Macht Euch bewusst, wie Ihr Euch von den anderen Produzenten unterscheidet! Was macht Eure Beats einzigartig? Welche Art von Drumsounds benutzt Ihr am liebsten? Was für Samples oder Synthesizer benutzt Ihr am liebsten? Bei allen großen erfolgreichen Produzenten hört man sofort, wer den Track produziert hat. Ein Dre klingt anders als ein Jay Z als ein Lil Jon. Ein OZ klingt anders als ein Jambeatz als ein RAF Camora. Dabei hilft auch, sich in der Auswahl der Drumsounds und Synthies einzuschränken. Steht Ihr eher für Oldschool-Sounds, 808 Sounds oder Urban Dance Sounds?

2. Wählt zueinander passende Drumsounds aus

Die Drums sind das wichtigste Element in einem HipHop/Rap-Beat. Sucht Euch deswegen die einzelnen Sounds mit Sorgfalt zusammen, so dass sie gut zusammen passen. Beispiel: Eine Real-Kick und eine 808-Snare passen nicht so gut zusammen. Hierfür gibt es aber keine fixen Regeln - Eure Ohren entscheiden! Als Tendenz: arbeitet - abhängig von Eurem Style - eher mit realen Drumsounds, oder mit Oldschool HipHop Samples oder mit einem 808/909 Drumset oder mit den Sounds eines anderen Drumcomputers als Grundlage für Eure Beats. Es spricht nichts dagegen, Euren basic Drumsound mit anderen Samples anzureichern. Natürlich spricht auch nichts dagegen, komplett verschiedene Drumsounds zu einem Drumset zusammenzufügen. Aber: es muss trotzdem passen und am Ende homogen klingen. Meister darin sind z.B. "The Neptunes". Und das führt mich zum nächsten Tipp:

3. Zeigt Liebe zum Detail

Die oben erwähnte Flut von (Drum-)Sounds verführt uns auch dazu, einfach irgendwelche Samples zu verwenden. Top-Produzenten arbeiten aber detailversessen an jedem einzelnen Drum- und Instrumental-Sound. Beispiel: Kombiniert 2 bis 4 Kicks für Euren Kicksound. Eine Kick liefert den Attack, eine andere Kick den Körper, die dritte Kick den Sub und die vierte eventuell ein bisschen Räumlichkeit? Bei der Attack-Kick könnt Ihr ggf. den gesamten Bassbereich herausfiltern, bei der Subkick den ganzen Mitten- und Höhenbereich. Ein immer noch sehr beliebter Trick ist, für den Subbassbereich anstelle einer Kick einen Sinuston zu verwenden, der auf den Grundton des Beats gestimmt ist. Gleiches gilt für die Snare oder die Claps. Gebt Euch nicht mit EINEM Sample zufrieden. Diese Vorgehensweise trägt auch entscheidend zu Eurer Einzigartigkeit bei (Tipp 2).

4. Wer ist der Boss - Kick oder Bass?

Viele unerfahrene Hobbyproduzenten denken, Rap braucht eine fette Kick UND einen fetten Bass. Das ist falsch. Es kann nur eines dieser beiden Elemente fett sein. Die Entscheidung, welches der beiden Elemente das ist, trägt maßgeblich zum Groove und zu Eurem Style bei. Bei den meisten härteren Rap/HipHop-Beats ist die Kick fett. Das heißt, sie füllt den Bass- und Subbassbereich aus. Das erreicht Ihr durch das oben beschriebene Sample-Layering oder den Sinuston. Ein expliziter Bass-Sound ist dann gar nicht mehr so wichtig, bzw. kann eine Oktave über dem Subbassbereich angesiedelt werden (wie das geht, kannst Du hier nachlesen). Bei z.B. souligeren Beats oder auch bei Trap ist es andersherum: da ist der Bass das entscheidende Element im Subbassbereich. Entscheidet Euch! Um ein Gespür dafür zu bekommen, hört Euch Rap-Songs an, die Ihr feiert und analysiert, wie die Rollenverteilung von Kick und Bass in diesen Songs ist.

5. Auch die Instrumente müssen grooven

Ja, auch die Instrumente brauchen einen Groove! Und im Idealfall sogar eine Melodie, die Ohrwurmcharakter hat UND die mit dem Drumbeat eine Einheit bildet! Super Beispiele dafür: „X“ von Xzibit, „My name is“ von Eminem und „Junge aus der City“ von Fler. Erst die Symbiose zwischen den Drums und den Instrumenten/Samples macht einen Beat perfekt.

Grob gesagt gibt es zwei verschiedene Herangehensweise an die Beatproduktion: die einen fangen mit dem Drumbeat an und bauen dann die Instrumente auf den Beat. Die anderen fangen mit einem Sample an und bauen dann dazu einen Beat. Wenn Ihr mit dem Beat anfangt, achtet darauf, dass die Instrumente den Groove übernehmen. Wenn Ihr mit einem Sample anfangt, fühlt den Groove des Samples und übernehmt ihn in den Drumbeat.

6. Lasst Platz für die Stimme

Das ist mit Abstand das wichtigste Merkmal eines professionell produzierten Beats: Es ist noch Platz für die Stimme! Denn die Stimme ist das wichtigste Element in einem Rapsong. Wenn der Beat schon so voll mit Streichern, Synthies, Samples, Shouts, Noizes, Pianos, Percussion und Soundeffekten ist - wo soll denn dann noch die Stimme des Rappers reinpassen? Für einen professionellen Beat reicht oft schon ein Drumbeat, ein Sample und ein/zwei andere Elemente, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Schönes Beispiel hierfür wieder „Junge aus der City“ von Fler. Dre ist ein Meister des „Minimalismus“.

Achtet auch darauf, dass die Instrumente, die Ihr verwendet, nicht zu sehr die Rolle eines Leadinstruments einnehmen. Sie sind Begleitinstrumente! Zu dominante Instrumente lenken die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich, anstatt auf den Rapper.

Ich garantiere Euch: wenn Ihr diese Tipps befolgt, werden Eure Beats (noch) professioneller klingen! Gerne könnt Ihr mir Eure Beats mal schicken und ich gebe Euch dazu Feedback.


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